Wie jeden Vormittag stehe ich auf, schaue mich im Spiegel. Wie jeden Vormittag werde ich mich vorbereiten, bald ausgehen und mich in Nebel vertiefen... Da ich seit zwei Jahren in der Mitte des Nebels lebe. Da ich seit zwei Jahren im Ausland lebe. Mit der Zeit merke ich aber diesen Nebel fast nicht mehr. Als ob er nicht mehr da wäre, weil er immer da ist. Wie diese Deko-Elemente, an denen man jeder Zeit vorbeikommt, und sie nie mehr sieht. Den Nebel, in dem ich lebe, sehe ich nicht mehr, weil er eine Deko in meinem Alltag geworden ist. Man gewöhnt sich an viel. Die Gewohnheit wird Alltag, und man macht einfach damit. Das Schwierigste war, als ich diesen Nebel noch merkte. Als ich ins Ausland gekommen war, hatte alles zuerst noch wie eine Reise geklungen und ausgesehen. Die Sprache von dem Land kannte ich gut. Am Anfang habe ich mich riesig gefreut, in einer fremden Sprache mich zu unterhalten. Dieses Gefühl. Als ob man eine Grenze entfernt hätte. Eine andere Welt konnte ich dank dieser Sprache entdecken, die Türe dieser Welt öffneten sich vor mir. Es war eine hohe Selbstbefriedigung. Eine fremde Sprache zu können bringt ein Gefühl von Freiheit. Ich unterhielt mich also in einer fremden Sprache, was einfach begeisternd war. Die Leute freuten sich auch, dass ich die Sprache so gut konnte. Ich genoss es, ich bemühte mich zu verstehen, ich konzentrierte mich, und es klappte ungefähr, weil ich ungefähr verstand. Und wenn es ungefähr klappt, wenn man so glücklich ist, eine Kommunikation in einer anderen Sprache zu schaffen, haltet man nicht seinen Sprechpartner an jeden Satz an. Irgendwie, es würde die Kommunikation kaputt machen. So schlimm ist es nicht, denkt man, man lässt sich nicht von einigen unbekannten Wörter einschüchtern. Ungefähr. Alles ist aber ungefähr. Man lebt ungefähr. Mit diesem Ungefähr merkt man irgendwann, dass es nicht reicht. Dieses Ungefähr bringt irgendwann im Alltag Missverständnisse. Man bleibt zuerst mit dem Glauben, dass man verstanden hat. Die andere haben auch geglaubt, wir haben es verstanden. Öfters gibt es aber auch diese Wörter und Ausdrücke, wo man die Übersetzung doch versteht, aber wo der Sinn einfach ganz anders ist... Kulturelle Codes und Unterschiede, und zusätzlich noch die Verhalten, die Sprache ohne Wörter... wenn man im Ausland lebt, und wenn man eine Sprache nur ungefähr kann, beherrscht man diese Feinheiten nicht. Eine Lust von Perfektion entwickelt sich, und gleichzeitig, das Bewusstsein und die Frustration, dass man leider davon noch so weit ist... Bald fühlt man sich dumm, und langsam... Heute, wie jeden Vormittag, werde ich wieder dem Nebel entgegentreten. Bewusst von allen Informationen, dass ich wieder verpassen werde, bewusst von allem, dass ich nicht genau ausdrucken werde... Bestimmt werden meine Sprechpartner wieder daneben verstehen, und nicht was ich sagen wollte. Mit der Zeit habe ich mich trotzdem daran gewöhnt, und fast würde ich diesen Nebel nicht mehr merken. So ist es. An viel kann man sich gewöhnen. Auch im Nebel zu leben. Vor ein paar Tagen bin ich nach Frankreich zurückgefahren. Ich habe plötzlich gemerkt, fast überrascht, dass die Welt so klar sein kann. Diese Klarheit hat mir gut getan. Es erleichtert, wenn alles so einfach und so verständlich ist. Ich bin trotzdem in Nebel zurückgekommen. Weil ich es genieße. So komisch und verrückt bin ich bestimmt. Solche Leute, die sich das Leben immer kompliziert machen sollen. Ich bin doch in Nebel zurückgekehrt. Weil ich Nebel mag. Ich mag ihn, weil ich weiß, es steckt sich hinter etwas, es gibt etwas zu forschen und entdecken. Ich lebe gerne im Nebel, weil ich weiss, der Nebel löst sich langsam mit der Zeit... Und diesen Moment liebe ich vor allem. Der Moment, wo der Nebel sich ruhig löst, und etwas Sonne sich sehen lässt. © Blandine Pluchet, 2013 Wenn ihr beim Lesen Spaß gehabt habt, dann bitte von meinem Blog einfach weiter sprechen...
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