Vor meinen Füßen unzählige Kürbisse, die am Rand der Straße einfach liegen. Eine typische Selbstbedienungslage ist es, und ich bin in Deutschland noch einmal nachdenkend. „Bedien dich selbst, ich vertraue dich!“ So ist es nicht direkt geschrieben, aber bestimmt gedacht. Oder so stelle ich es mich vor, als Französin. Vielleicht kommt es in Deutschland nicht zur Frage, es ist einfach so. Ganz natürlich. Seit immer. Also da stehe ich und beobachte die Kürbisse, die am Boden liegen. Weite, kleine, runde, quadrate, schöne, schrekliche, alle zum verkaufen, ich darf allein wählen und mich bedienen, dann selber mein Geld in die Dose geben. Allein. Niemand, um das Ganze zu kontrollieren. Nur ich und meine Bewusstsein. So läuft es in Deutschland. Blumen, Zeitungen, Kürbisse, bedien dich selbst, bezahl auch selber, jaja, ich vertraue dich. Dass man mich so vertrauen kann, bewegt mich einfach. Das hatte ich bis jetzt noch nicht erlebt. „T'es pas fou ?“ würde man in Frankreich sagen. Bist du verrückt ? Wer weiss, es kommt bestimmt einer am Nacht mit dem LKW, und ladet alle Kürbisse. Der gleiche findest du am Morgen wieder ein paar Kilometer weiter, er verkauft Kürbisse... ja, würde er erzählen, dieses Jahr war die Erde grosszügig... Oder die Kürbisse hätten jeden Tag etwas verschwunden wie verkauft, die Dose würde aber leer bleiben... Ja klar, wenn niemand da ist, niemand wird auch wissen, dass man nicht bezahlt hat, würde man bei uns denken. Da stehe ich vor Kürbisse und Bewusstsein. „Bedien dich selbst, ich vertraue dich...“ sag wieder die kleine Stimme zu mir, und wie in einem Cartoon sehe ich mein Engel auf einer Seite, aber auch mein Teufel auf der anderen... „Niemand wird wissen, dass du nicht bezahlt hast... Ohohoh...“ (Teufellachen) Doch, mein lieber Teufel, ich werde es wissen. Und ich werde mich davon erinnern. Ja, es ist mir klar, dass ich bezahlen werde. Bin einfach bewegt von diesem Vertrauenkultur in Deutschland. Ich bleibe aber unentschieden, welchen Kürbis ich mitnehmen werde... Werfe ein Blick an den Preisen. Riese Kürbisse 8 Euros, grosse 5, kleine 3. Ich möchte mich für einen Riesen entscheiden. Der riese Kürbis, der da liegt, finde ich aber sehr klein, trotz großer an denen, die 5 Euros kosten. Naja, sollte ich also für ihn wirklich 8 Euros bezahlen ? … Wieder die Stimme... „dein Bewusstssein spricht dich Blandine, respektiere bitte die Regel, du hast die Preise gelesen, so ist es...“ Ja aber, warum sollte ich für diesen Kürbis 8 Euros bezahlen, wenn er etwas kleiner ist.... ich finde es ungerecht, ich möchte diskutieren, es gibt leider niemand da... außer meine Bewusstsein. Und der Engel und der Teufel. Irgendwie ist mir das Ganze zu blöd, und als Mensch, der immer zweifelt, habe ich es zu schwer... der Engel und der Teufel wollen mich beeinflussen, und mein Kopf wird explodieren. Wegen einen Kürbis. So. Los. Entschieden. Ich nehme einen kleineren Riesen, und bezahle dafür nur 7 Euros. Gerecht. Oder ? Wäre mein Verhalten typisch französich? Letztes Mal beim Sonnenblumen pflücken hatte ich ähnlich gemacht. Ich hatte zwei kleinen für den Preis von einem grossen genommen. Hätte man die Blumenblätter gezählt und gezahlt, wäre es bestimmt richtig gewesen. Es schien mich auf jedem Fall so, aber wer weiss, was der Verkaufer gedacht hätte. Er war bloß aber nicht da. Dann konnte ich lediglich mit meinem Bewusstsein sprechen. © Blandine Pluchet, 2013 Wenn ihr beim Lesen Spaß gehabt habt, dann bitte von meinem Blog einfach weiter sprechen...
1 Comment
Denis
29/12/2013 08:53:05 pm
Sehr schön beschrieben. Ich musste schmunzeln, mir ging es genauso.... War sicher auch der gleiche Stand :-)
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